Alles hat seine Zeit.
eine Zeit geboren zu werden, eine Zeit zu sterben;
eine Zeit zu suchen, eine Zeit zu verlieren,
eine Zeit zu lachen, eine Zeit zu weinen;
eine Zeit zu reden, eine Zeit zu schweigen;
eine Zeit beisammen zu sein;
eine Zeit sich zu trennen.
(nach Prediger 3, Bibel)
Diese Nachricht zu verfassen fällt mir nicht leicht, und es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Unendlich traurig und noch immer total geschockt mussten wir Abschied von Christina nehmen. Sie ist am Morgen des 24. Oktober einfach nicht mehr aufgewacht. So überraschend, denn ihr ging es gerade so gut wie lange nicht. Sie hatte an Gewicht zugenommen und ich habe erst noch zwei Tage vorher lachende Bilder von ihr gemacht. Es ist ein kleiner Trost zu wissen, dass sie in einem guten Moment und ohne Schmerzen von uns gegangen ist.
Christina war ein strahlendes Licht in unserem Leben und wir durften ihr vier Jahre unsere Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit schenken. Mit nur eineinhalb Jahren wurde sie fast 1100 km entfernt vor einem Kinderheim in Mwanza ausgesetzt.
Gemeinsam haben wir viele Höhen und Tiefen durchlebt. Ihre Gesundheit war leider nie gut. Sie war immer unser Sorgenkind, erst wegen der Epilepsie und dann wegen ihrer Lunge. Der schwierige und gut durchdachte Entschluss, ihr vor einem Jahr eine Magensonde zu legen, hat ihr wirklich viel Lebensqualität geschenkt.
Shine hatte immer eine ganz besondere Beziehung zu ihr, hat sie umarmt, sich neben sie gelegt und es kaum ertragen, wenn Christina weinte. Shine vermisst Christina besonders.
Für uns alle war es ein großer Schock, dass sie uns so plötzlich und unerwartet verlassen hat. Wir trauern sehr um sie – jeder auf seine Weise. Es wird einmal mehr deutlich, wie unterschiedlich unsere Kulturen sind und auch die Art zu trauern. Hier lassen die Menschen ihrer Trauer freien Lauf, es wird geweint, geschrien, sich am Boden gewälzt und viele werden sogar ohnmächtig.
Christina wurde nach etwas mehr als 24 Stunden auf einem öffentlichen Friedhof beigesetzt. Die Trauerfeier fand im Krankenhaus unter einem großen Mangobaum statt, wenig organisiert eher improvisiert. Dass ich den Sarg im eigenen Auto von der Abschiedsfeier zum Friedhof fahren würde, umringt von den trauernden Hausmüttern, hätte ich mir nie vorstellen können.
Wirklich realisiert haben wir alle es bis heute nicht, aber für die Kinder muss der Alltag weitergehen. Wir geben unser Bestes, um für unsere anderen elf Kinder da zu sein. Christina bleibt immer in unseren Herzen und in unserer Erinnerung. Sie wird immer ein Teil unserer großen Familie sein und in unseren Herzen weiterleben.
Danke an alle, die ihr Beileid bekundet haben und mit guten Gedanken und im Gebet Anteil nehmen.
Wir wollen nicht trauern, dass wir dich verloren haben.
sondern dankbar sein dafür, dass wir dich gehabt haben,
ja auch jetzt noch besitzen, denn wer heimkehrt zum Herrn,
bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie und ist nur vorausgegangen.
– Hieronymus